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„Bei Gott ist nichts unmöglich“ aus dem Lukas-Evangelium lautet der Bibelvers, auf den sie ordiniert wird. Einen passenderen Spruch hätte kaum gefunden werden können, nahm doch auch der Weg von Bärbel Zägel einige Hürden und Umwege, bis sie nun als Prädikantin zum Dienst der Verkündigung von Gottes Wort verpflichtet wird.
Eigentlich nahmen Evangelische Kirche und Glaube schon immer einen wichtigen Platz in ihrem Leben ein. Regelmäßige Gottesdienstbesuche gehörten einfach dazu. Gebürtig aus Berschweiler wurde ihre Hochzeit mit Umzug nach Marpingen im Jahr 1989 für sie aber ein erheblicher Schritt in geistlicher Hinsicht. „Obwohl zwischen beiden Orten nur drei Kilometer liegen, war ich plötzlich in einer anderen Kirchengemeinde und in einem anderen Kirchenkreis“, sagt sie rückblickend. Denn zwischen beiden Orten verlief damals die Grenze zwischen den früheren Kirchenkreisen St. Wendel und Ottweiler. Dieser Wechsel von der Kirchengemeinde Dirmingen nach St. Wendel sei ihr schwergefallen, weil vieles ungewohnt war.
Zägel überlegte sich umpfarren zu lassen, zurück „nach Hause“, entschied sich dann aber doch dagegen. Den Ausschlag gab das Buch „Der Wille Gottes“, das sie in jener Phase las und sie zu dem Schluss brachte, dass der Wechsel womöglich auch gottgewollt war. Sie nahm die neue Herausforderung an und brachte sich ehrenamtlich in ihre neue Kirchengemeinde ein, wurde auch 2000 Presbyterin für den Gemeindebezirk Marpingen.
Ein großes Anliegen war ihr, evangelischen Christinnen und Christen vor Ort eine geistliche Heimat zu geben. Sehr dankbar seien sie für die ökumenischen Verbindungen mit der katholischen Pfarrgemeinde Maria Himmelfahrt gewesen, so Zägel, die anfangs Räumlichkeiten für die evangelischen Gottesdienste zur Verfügung gestellt haben. Später waren sie dann zu Gast bei der Kommunalgemeinde Marpingen, im Kulturzentrum „Alte Mühle“. In Marpingen lernte Zägel auch die überkonfessionelle Fokolarbewegung in der katholischen Kirche kennen. Die Spiritualität dieser Bewegung, insbesondere das bedeutungsvolle Bibelwort „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Mt.18.19-20), auf dessen Basis Kirche gelebt wird, ohne ein Kirchengebäude zu haben, prägte sie und half ihr in vielerlei Hinsicht. „Eine Investition des Herzens statt des Geldes, eine Kirche der Zukunft“, beschreibt sie ihre gelebte Erfahrung. Aus dieser Haltung heraus sei Gemeindeleben vor Ort stetig gewachsen.
2013 ergab sie für sie die Möglichkeit, eine Stelle als Gemeindehelferin anzutreten, die die Kirchengemeinde St. Wendel errichtet hatte. Fortan setzte sie ihre Arbeit hauptamtlich fort, knüpfte Netzwerke förderte das Ehrenamts und unternahm vieles mehr. Für die gelernte Einzelhandelskauffrau, die zuletzt die Filialleitung eines Marpinger Supermarktes innehatte, war das eine Möglichkeit, ihr Herzensanliegen zum Hauptberuf zu machen. 2015 kamen weitere Aufgaben in der Flüchtlingshilfe dazu. Durch die „hervorragende Zusammenarbeit“ mit dem Jugendcafé ‚idee.on‘, der Kommune und der katholischen Kirche sei es gelungen, geflüchtete Menschen aufzunehmen und ihnen Heimat zu geben.
Damals fragte der damalige St. Wendeler Pfarrer und Superintendent Gerhard Koepke, ob sie sich die Ausbildung zur Prädikantin vorstellen könne. Doch „da war ich noch nicht bereit dazu“, so Zägel rückblickend. Stattdessen machte sie einen Qualifizierungskurs als Hospizbegleiterin. Dort war sie nah bei den Menschen.
Dass sie sich später doch zur Prädikantinnenausbildung entschied, sei das Ergebnis eines Reifeprozesses gewesen, so Zägel. Über die Jahre hatte sie viele Gottesdienste für Marpingen liebevoll vorbereitet, konnte diese dann aber nicht ohne geistliche Begleitung halten. Hinzu kam, dass Sterbende bei ihren Besuchen öfter den Wunsch äußerten, das Abendmahl zu empfangen. Diesem Wunsch konnte sie jedoch ohne die entsprechende Zurüstung noch nicht entsprechen. Einen weiteren Anstoß gab ihre Gemeindepfarrerin Christine Unrath. Mit der neuen Perikopenordnung 2017 entstand ein Lektorenkreis in der Kirchengemeinde, begleitet von ihrer Pfarrerin. Durch diese Gruppe sei sie noch sicherer geworden in der Liturgie, so Zägel denn: „Jeder sagt: ‚Mach mal‘, aber man muss es auch gezeigt bekommen“.
All das führte dazu, dass sich Bärbel Zägel 2022 entschloss, die Prädikantinnenausbildung anzugehen. Das Presbyterium gab die Zustimmung und Pfarrerin Christine Unrath wurde ihre Mentorin. Während der Zurüstung sind unterschiedliche Kurse an der Theologischen Hochschule in Wuppertal und in Nümbrecht zu belegen, außerdem müssen zehn Gottesdienste erstellt und gehalten werden, begleitet von der Mentorin.
Mitten in die Ausbildungszeit fielen dann jedoch berufliche Veränderungen. Im Dezember 2023 verließ Bärbel Zägel St. Wendel und wurde Mitarbeiterin im Gemeindebüro der Evangelischen Kirchengemeinde Malstatt, wo sie ihre Zurüstung im September diesen Jahres erfolgreich beendete. Ihre Ordination, die nun am 1. Advent stattfinden wird, bildet den offiziellen Abschluss. Mit ihr wird die 59-jährige ermächtigt, eigenverantwortlich kirchliche Amtshandlungen vorzunehmen. Das bedeutet, sie darf beispielsweise Taufen und Bestattungen durchführen – und natürlich Gottesdienste feiern.
Künftig wird Bärbel Zägel das geistliche Team der Kirchengemeinde Malstatt unterstützen. Prädikantin ist ein Ehrenamt. „Im Ehrenamt genieße ich die innere Freiheit. Diese Freiheit schafft Kreativität für das Evangelium in meinem Verkündigungsdienst. Das will ich mir bewahren“, betont sie. „Das ist ein weiterer neuer Schritt für mich, Kirche mit vielen anderen mitzugestalten“.
Info:
Bärbel Zägel wird im Rahmen eines Gottesdienstes am 1. Advent, Sonntag, 1. Dezember, um 14 Uhr im Evangelischen Gemeindezentrum Knappenroth (Im Knappenroth 1) in Malstatt ordiniert. Im Anschluss sind alle Gäste zu Kaffee und Kuchen eingeladen.
Hintergrund:
In der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) können ehrenamtlich und beruflich Mitarbeitende nach landeskirchlichen Vorbereitungskursen ordiniert und in den Dienst der Prädikantin oder des Prädikanten berufen werden.
Neben der Gabe der Wortverkündigung sollen Prädikantinnen und Prädikanten über eine ausreichende Allgemeinbildung und biblische Kenntnisse verfügen sowie Verständnis für theologische Fragen zeigen und sich im kirchlichen Leben bewährt haben.
Sie hießen in der EKiR bis Anfang 2004 „Predigthelfer" oder „Predigthelferin“, heute hat sich die Bezeichnung Prädikantin oder Prädikant durchgesetzt. Sie kommen aus allen Altersgruppen, Berufen und sozialen Schichten. Dabei tragen sie in der Ausübung ihres Predigtdienstes ebenso wie die Pfarrerinnen und Pfarrer den Talar.
Im Saarland gibt es auf dem Gebiet des Kirchenkreisverbands An der Saar aktuell 35 aktive Prädikantinnen und Prädikanten.